Jedes Jahr das gleiche Thema - für Frauen finden sich ja recht schnell Geschenke, aber was sollen denn der Liebste / Vater / Bruder bekommen? Mir ist da eingefallen, dass ein im Sattlerstich handgenähtes Brillenetui aus Leder vielleicht gut ankommen könnte und daran hab ich mich dann dieses Wochenende auch versucht (und ich meine versucht!).
Saddle stitch ist übrigens die gleiche Nähtechnik, in der auch teure Handtaschen und Lederwaren gefertigt werden. Siehe hier bei
Hermès. Nunja, zur Perfektion ist es ja bekanntlich ein weiter Weg... (ich rede es mir gerne so schön: "das ist ja auch der Charme eines selbstgemachten Geschenks, oder?"). Aber vor dem Verschenken übe ich da vielleicht noch ein bisschen, wollte Euch aber trotzdem zeigen, wie ich es gemacht habe.
Wenn Ihr das auch mal ausprobieren wollt - Folgendes Werkzeug habe ich verwendet: zwei feste Nadeln (z.B. Sticknadeln) und eine Ahle. Mit dem Rollschneider lässt sich Leder besonders gut schneiden, mit der Schere geht es natürlich auch. Ich habe ein dünnes Leinengarn für die Naht verwendet (es ist zwar sehr reissfest, ich würde aber beim nächsten Mal lieber einen dickeren Faden verwenden, weil die Naht dann wahrscheinlich schöner wird).
Außerdem habe ich ein mittelfestes dunkelbraunes Leder verwendet. Das Etui ist natürlich nicht ganz hart und die Brille daher auch
nicht hundertprozentig geschützt, aber für den Alltagsgebrauch oder die Lesebrille reicht es eigentlich aus.
Weiterhin braucht man noch eine Gabel und ein paar Wäscheklammern.
Zunächst mal habe ich die Größe abgemessen. Das Lederstück für mein Brillenetui ist ca. 16 cm lang, 14,5 cm breit und hat eine abgerundete Ecke.
Mal ausprobieren... passt rein. Für eine breite oder gebogene Sonnenbrille ist es wahrscheinlich zu klein, für eine normale Brille sollte es aber passen.
Das Schnittmuster habe ich mit ein paar Stückchen Tesa auf dem Leder fixiert und mit dem Rollschneider ausgeschnitten.
Dann habe ich die zwei Hälften mit den Wäscheklammern aufeinandergeklemmt. Mit der Gabel habe ich die Löcher für die Naht durch Eindrücken im Leder vormarkiert, so hat man immer den gleichen Abstand.
Dann habe ich die Löcher mit der Ahle durch beide Seiten vorgestanzt.
Für das Nähen im Sattlerstich habe ich ein Stück Faden in ca. 4x der Länge der Seitennaht abgeschnitten und an beiden Enden eine Nadel eingefädelt. Ich habe am unteren Ende des Etuis mit dem Nähen begonnen.
Danach geht es quasi in Achtern durch die Löcher, immer abwechselnd. Siehe auch
hier.
Tja... so gehts weiter. Die Löcher musste ich ab und zu wieder mit der Ahle weiten, sonst wäre mir wahrscheinlich die Nadel abgebrochen.
Am Ende habe ich noch drei Löcher wieder "zurück" genäht und den Knoten dann innen verschwinden lassen.
Wie gesagt, es ist von Perfektion noch weit entfernt, aber ich wollte unbedingt mal diese eigentlich recht einfache wirkende Handwerkstechnik ausprobieren und finde es auch toll, mit Leder zu arbeiten. Ich probiers eventuell lieber nochmal mit einem dickeren Faden für die Naht und vielleicht kann ich dann das nächste Exemplar ja dann verschenken. :)
Euch eine angenehme Woche und liebe Grüße, Veronika